Besuch von Gerry Hahlo
Einen Tag nach dem Erinnerungsgang hat Gerry Hahlo aus England am 11.11. zum wiederholten Mal einen Vortrag über seine Familiengeschichte an unserer Schule gehalten, die er vor einigen Jahren in dem Buch „The Boy on the Train – A Father and Son’s Kindertransport Story“ zusammengefasst hat.
Gerry Hahlo war zusammen mit seiner Frau Anne und seiner Tochter Faye bei uns zu Gast. Die Familie Hahlo war über viele Jahre seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Oldenburg verwurzelt und betrieb ein Bekleidungsgeschäft in der Langen Straße. Ende des 19. Jahrhunderts konvertierten die Hahlos vom Judentum zum protestantischen Glauben. Da die Hahlos nach der nationalsozialistischen Ideologie jedoch als Juden angesehen wurden, gestaltete sich ihr Leben in der Zeit des Nationalsozialismus zunehmend schwierig und letztlich aussichtslos. Zum Ende des Jahres 1938 mit den schrecklichen Pogromen, an die der Oldenburger Erinnerungsgang erinnert, fasste Georg Hahlo den Entschluss, seinen Sohn und Gerrys Vater Dieter Hahlo mit dem zweiten Kindertransport nach England zu schicken.
Gerry erzählte die von ihm recherchierte Geschichte seiner Familie auf sehr bewegende und eindringliche Art. Er berichtete von dem Patriotismus seines Großvaters Georg Hahlo für Deutschland, für das er nach mehreren Verwundungen während des Ersten Weltkriegs immer wieder in den Krieg zog. Wie er hoch dekoriert für sein Vaterland ausgezeichnet wurde und wie es Georgs klares Ziel war, seine Kinder vor Diskriminierung, Entrechtung und Hass aus Deutschland in Sicherheit zu bringen. Beeindruckend und berührend war es zu erfahren, wie viel Glück die Familie Hahlo hatte und wie bedeutend Georg für die Rettung seiner Familie trotz aller Tragödien war.
Unsere Schülerinnen und Schüler kennen die Geschichte des Ersten Weltkriegs, die Geschichte der Weimarer Republik und die Geschichte des Nationalsozialismus aus dem Unterricht. Geschichten sowie abstrakte Zahlen und Fakten wurden durch den Vortrag von Gerry zu Gesichtern der Familie. Geschichte zu erzählen und sie durch ein Familienschicksal persönlich zu machen, bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Zu realisieren, dass sich diese Geschichte vor Ort in Oldenburg abgespielt hat, in Straßen und an Orten, an denen wir teilweise täglich vorbeigehen, machte die Geschichte nochmals eindrücklicher.
Nach dem Vortrag konnten die Schülerinnen und Schüler unserer Oberstufe Gerry Fragen stellen. Hier äußerte er dass es sein Wunsch sei, dass Menschen aus der Geschichte lernten. Dass man sich Diskriminierung, Entrechtung von Menschen und Hass entgegenstellen sollte.
(FAN)
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