So, das Geld ist übergeben…
25.000 Euro für den Wiederaufbau der Schulen in Nordsyrien/Rojava: Am 31.3.18 (OBS Eversten) und am 6.4.18 (HLS) haben wir das Spendengeld des letzten Spendenlaufs (September 2017) in Höhe von 25.000 Euro an den Vertreter der Demokratischen Föderation Nordsyrien/Rojava in Berlin, Herrn Dr. Masoud Hasan, in Anwesenheit der jeweiligen Schulleitung und Teilen der Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage-AGs der beiden Schulen übergeben.
Am 5. September 2017 fand der 3. Spendenlauf für den Wiederaufbau von Schulen in der Demokratischen Föderation Nordsyrien/Rojava statt. 1600 Schüler*innen der Helene-Lange-Schule Oldenburg, der Oberschule Eversten und des 7. Jahrgangs der IGS Flötenteich erliefen mit Unterstützung von Eltern, Großeltern, Bekannten, Verwandten oder anderen Menschen, die für jede erlaufene Runde im Eversten Holz einen vorher festgelegten Beitrag spendeten, den riesigen Betrag von 25.000 Euro! Die Begeisterung war bei allen Beteiligten groß und auch die Freude darüber, den Wiederaufbau der Schulen mit einem so großen Betrag weiter zu unterstützen. Geld, das auch den beiden Partnerschulen in Kobanê bzw. im Kanton Kobanê (Girê Spî) zugutekommt.
Dieser Betrag sollte – so war es geplant - von den betreuenden Lehrkräften des Schulprojekts „Jîyana Nû-Neues Leben – Solidarität macht Schule“ im Rahmen einer Bildungsdelegation nach Nordsyrien/Rojava direkt an die Bildungsverantwortlichen vor Ort übergeben werden. Über eine Internet-Übertragung sollten die Schüler*innen in Oldenburg daran direkt teilhaben. Geplant war die Delegationsreise für die Osterferien 2018 (Ende März). Mitten in die Vorbereitungen der Reise fiel dann aber die schon seit längerem angedrohte und von den Menschen in Nordsyrien/Rojava befürchtete Offensive der Türkei. Am 20. Januar rückte die türkische Armee mit der Unterstützung dschihadistischer Milizen wie der Al Nusra-Front, Al-Qaida und Kämpfern des IS nach Afrin ein, dem westlichsten Kanton der Demokratischen Föderation Nordsyrien/Rojava. Erklärtes Ziel der Invasion war nach Aussagen des türkischen Präsidenten Erdogan die „Säuberung“ der Gebiete an der Grenze zur Türkei von insbesondere den Kurd*innen. Dieser Angriff war und ist völkerrechtswidrig geführt, da er sich gegen ein fremdes (syrisches) Staatsgebiet richtet
Der Kanton Afrin ist ein Gebiet, in dem bereits seit 2014 das Projekt einer demokratischen Selbstverwaltung erfolgreich praktiziert wird, ein Gebiet, in das viele Menschen, insbesondere auch Ezîden/Yeziden, vor dem IS geflohen sind und dort Hilfe und Sicherheit gefunden haben, ein Gebiet, von dem keine Aggression z. B. gegen die Türkei ausging, ein Gebiet, in dem die Menschen gleichberechtigt, unabhängig von ethnischer Herkunft, Religion und Geschlecht leben und in dem die besondere Rolle der Frauen bei der Entwicklung einer neuen, demokratischen Gesellschaft betont wird.
So musste die Geldübergabe direkt in Kobanê ausfallen, denn die Selbstverwaltungsorgane waren nachvollziehbar mit anderen Problemen konfrontiert, als mit der Betreuung einer Delegation. Auch das Außenministerium der Bundesregierung riet dringend von der Reise ab.
Die Frage blieb damit im Raum stehen, was mit dem gesammelten Geld passieren sollte. Natürlich gab es nach der Annexion von Afrin und der damit verbundenen Flucht von mehreren Hunderttausend Menschen in die umliegenden Gebiete in Syrien, Menschen, die alles zurückgelassen hatten und zurücklassen mussten, die unter freiem Himmel leben und die versorgt werden mussten, dringende Aufrufe und Appelle von Hilfsorganisationen wie Medico International und Kurdischer Roter Halbmond (Heyva Sol Kurdistanê), die auf die hilflose Lage der Menschen aufmerksam machen und dringend um Spenden für die Geflüchteten bitten!
Schnell war klar, dass das bei dem Spendenlauf erlaufenen Geld zweckgebunden für den Wiederaufbau der Schulen bestimmt ist und dass es auch in dieser aktuellen Situation wichtig ist, den Kindern und Jugendlichen in Rojava ihr Recht auf Bildung und Entwicklung zu gewähren. So wollten wir die Spendengelder möglichst bald übergeben.
Wir haben diese Entscheidung dem Vertreter der Demokratischen Föderation Nordsyrien/Rojava, Herrn Dr. Masoud Hasan, mitgeteilt und gefragt, wann wir das Geld übergeben können. Die Antwort kam schnell: „Lieber vor 10 Minuten!“. Die Begründung war einsichtig: Natürlich ist auch für die Selbstverwaltung in Kobanê klar, dass das Geld zweckgebunden für den Schulaufbau verwendet wird, aber, da die Selbstverwaltungsorgane auch für die Versorgung und Unterstützung der Geflüchteten aus Afrin verantwortlich sind, würde das Geld aus dem Spendenlauf ganz aktuell helfen und entlasten und der Schulwiederaufbau könnte kontinuierlich fortgeführt werden.
So wurden kurzfristig zwei Termine, an der Oberschule Eversten und an der Helene-Lange-Schule, für die offizielle Übergabe verabredet, an denen Schüler*innen der Projektgruppen der beiden Schulen teilnahmen sowie die jeweiligen Schulleitungen, Frau Steffen und Frau Helmerich.
In jeder Veranstaltung wurde ein Teilbetrag der Spendengelder übergeben. Nach einer Begrüßung durch die Schulleitung wurde die Entwicklung und der jetzige Stand des Projekts Jîyana Nû an den Schulen dargestellt. Herr Dr. Masoud Hasan berichtete ausführlich über die aktuelle Lage in Nordsyrien und stellte sich den interessierten Fragen der anwesenden Schüler*innen und Lehrerkräfte.
Die Übergabe der Spendengelder wurde mit einem Foto festgehalten. Herr Hasan bedankte sich im Namen der Schüler*innen aus Kobanê und Gîre Spî für die großartige Unterstützung und er versprach den direkten Kontakt zu den Schulen zeitnah herzustellen. Dies war lange Zeit durch die Lage vor Ort nicht möglich.
Dies wurde in den folgenden Tagen auch umgesetzt und es wurden aktuelle Fotos aus den Partnerschulen geschickt (siehe Fotostrecke)
Wir hoffen natürlich, dass sich die Situation vor Ort wieder beruhigt und langfristig endlich ein richtiger Austausch mit unseren Partnerschulen stattfinden kann.
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