Schülerinnenaustausch Deutschland - Südafrika
Ein Schulprojekt zur Fußballweltmeisterschaft 2010 und Frauenfußball WM 2011 im Rahmen der Schulpartnerschaft zwischen der Gelvandale High School in Port Elizabeth, Südafrika, und der Helene-Lange-Schule in Oldenburg, Deutschland
Hintergrund
Seit 2001 besteht durch Schulpartnerschaft zwischen der Westville Secondary School in Port Elizabeth und der Helene-Lange-Schule eine Verbindung zu Port Elisabeth. Im Rahmen dieser Partnerschaft hat eine Kursfahrt einer 13. Klasse nach Südafrika stattgefunden und seit 2002 besuchen regelmäßig einige Schülerinnen aus der 11. Klasse der Helene-Lange-Schule für drei Monate die Westville Secondary School und leben in Gastfamilien mit Schülerinnen der Partnerschule.
Darüber hinaus haben beide Schulen gemeinsam das Projekt „Partnership creates power“ durchgeführt. Im Rahmen dieses Projektes haben Schülerinnen beider Schulen sich mit regenerativen Energien auseinandergesetzt und auf beiden Schulen wurde gemeinsam eine Photovoltaikanlage installiert. Zum Aufbau der Photovoltaikanlage war eine Gruppe von Schülerinnen aus Port Elizabeth gemeinsam mit Lehrerinnen für drei Wochen im Jahr 2004 in Oldenburg. Dieses Projekt konnte 2007 mit dem Gegenbesuch abgeschlossen werden.
Der Wunsch der südafrikanischen Schülerinnen und LehrerInnen für ein nächstes gemeinsames Projekt, in dessen Rahmen sich dann auch wieder die beteiligten Gruppen gegenseitig besuchen, war es, etwas im sportlichen oder musisch-kulturellen Bereich durchzuführen. Für unsere Partnerschule ist das eine besondere Herausforderung, denn sie gehört zu den ärmeren Schulen. Es gibt weder Sport, noch Musik, noch Kunstunterricht als Angebot, da der Unterricht in diesen Fächern nicht zum Pflichtunterricht gehört bzw. Sport lediglich in einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft durchgeführt wird.
Schon im Rahmen der bisherigen Partnerschaft wurde Kontakt zu benachbarten Schulen in Port Elizabeth aufgenommen. Daraus hat sich ergeben, dass die Gelvandale High School in Port Elizabeth zu einem Schülerinnenfußballturnier während der Weltmeisterschaft in Südafrika eingeladen hat. Im Gegenzug soll das Mädchenteam der Schule zu einem Schülerinnenturnier während der Frauenfußball-WM nach Oldenburg kommen.
Ziel des Projektes
Durch das Leben in den jeweiligen Gastfamilien lernen die Jugendlichen unterschiedliche Lebenswelten in einem anderen sozialen und politischen Kontext kennen. Sie sollen in diesem Zusammenhang die Gegensätze in einem Land und zwischen der „1. und 3. Welt“ wahrnehmen, um u. a. ihre bisherigen Vorstellungen von Armut und Reichtum zu hinterfragen und dadurch einen sozialen Gerechtigkeitsgedanken zu entwickeln. Das Projekt fördert somit globales Denken und zeigt lokale eigene Handlungsmöglichkeiten auf, mit denen die Schülerinnen Verantwortung für sich und die Welt um sie herum übernehmen.
Wie unsere Erfahrung zeigt, schafft ein solches Projekt durch den engen Kontakt der Jugendlichen untereinander Möglichkeiten, langfristige Freundschaften über die Länder- und Kulturgrenzen hinweg zu knüpfen.
Die Weltmeisterschaft in Südafrika und die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland sind als ein Ereignis gegen Rassismus und für die Verbundenheit zwischen den Menschen eine ideale Gelegenheit, die Gleichberechtigung der Frauen und die Solidarität mit ihnen hervorzuheben. Durch dieses Projekt hoffen wir das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken und sie dazu zu ermutigen, ihren rechtmäßigen Platz in der noch immer von Männern dominierten Welt einzufordern.
Port Elizabeth war ein Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft. Aus diesem Grund war die WM dort natürlich besonders im Zentrum der Diskussionen und so für die Schule ein besonders guter Anknüpfungspunkt. Den Schülerinnen eröffnete sich die Möglichkeit, die Funktion von Sport für sich und die Gesellschaft und speziell die Bedeutung einer WM für ein Schwellenland wie Südafrika zu erkennen.
Da die Schülerinnen der Gelvandale High School in Port Elizabeth zum großen Teil aus benachteiligten Familien („forgotten communities“) kommen, ist ein solches Projekt zudem gut geeignet, gerade diesen Mädchen neue Horizonte zu eröffnen. Sie werden eingebunden in internationale Geschehnisse und die Perspektive eines Deutschlandbesuchs kann ein lebensveränderndes Erlebnis sein.
Dieses Projekt weckte durch die Präsenz in den lokalen Medien in Oldenburg und in Port Elizabeth großes Interesse. Die Resonanz während des Turniers zeigte uns, dass die lokale Gemeinschaft aufmerksam wurde und so der Mädchenfußball gestärkt werden konnte. Dies zeigte sich auch an mehreren spontanen Einladungen zu Freundschaftsspielen mit einem Vereinsteam, einem weiteren Schulteam und der Teilnahme an einem WM-Fußballtag des Ubuntu Education Fund im Zwide Township. Das starke Interesse am Mädchenfußball mündet hoffentlich in Vereinsbeitritten und einem verstärkten Angebot an „Girls-Soccer-Teams“ in den Schulen.
Neben den Chancen und Möglichkeiten im gesellschaftlichen Bereich wird durch dieses Projekt der Spaß an der Bewegung geweckt und damit verbunden eine Gesundheitsförderung initiiert. Gerade für die Lebenswelt der Südafrikanerinnen ist der Sport nur zu einem Teil in ihre Lebenswelt integriert. Der Turniercharakter und der Wettstreit auch in Freundschaftsspielen bringen die Schülerinnen an ihre Grenzen und ermuntern sie, auch physisch die Herausforderung anzunehmen.
Den ersten Teil dieses Austauschprogramms konnten wir bereits realisieren. Damit leisteten wir einen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Anerkennung des Mädchenfußballs.
Projektschritte
An beiden Schulen bilden sich Gruppen, die im langfristigen Austausch über zwei Jahre miteinander jeweils eine dreiwöchige Fußball orientierte Begegnung vorbereiten. Dabei ist das wöchentliche Fußballtraining für alle an dem Projekt beteiligten Schülerinnen obligatorisch. In dieser Vorbereitungsphase setzen sich die Schülerinnen darüber hinaus mit der Geschichte und der aktuellen politischen Situation des Gastlandes auseinander.
Bei den zwei internationalen Begegnungen steht das Thema Fußball im Mittelpunkt. Die Schülerinnen führen jeweils mehrere Freundschaftsspiele mit Schul- und Vereinsteams durch und nehmen an einem Mädchenfußballturnier teil.
Geplant ist auch für beide Aufenthalte, gemeinsam ein Spiel der Fußball-WM im Stadion zu erleben und weitere Spiele beim „public viewing“ zu verfolgen und dabei zu erfahren, wie die Fußball-WM im jeweiligen Gastland wahrgenommen wird. Das gemeinsame „public viewing“ fördert die Gemeinschaft und fokussiert den Frauenfußball in ganz besonderem Maße in der Öffentlichkeit.
Durch weitere gemeinsame Unternehmungen erfahren die Schülerinnen die Gegebenheiten im jeweiligen Gastland.
Der zweite Teil des Austauschs, der Gegenbesuch der Südafrikanerinnen, soll einen Zeitraum von drei Wochen umfassen. Angedacht ist der Zeitrahmen vom 20. Juni 2011 bis zum 11. Juli 2011.
Neben dem gemeinsamen Fußballtraining ist u. a. ein Mädchen-Fußballturnier mit Schulteams aus Oldenburg und dem Umland sowie - im Rahmen eines weiteren Austauschprogramms - mit einem Mädchenteam aus Nicaragua geplant.
Darüber hinaus wird eine mehrtägige Begegnung im Rahmen eines Fußballturniers mit einem weiteren Mädchenteam in Hollen/ Ostfriesland durchgeführt.
Ein Treffen mit Frauen aus Bundesligateams wird angestrebt.
Umsetzen würden wir gerne einen Besuch im Weser-Stadion in Bremen - verbunden mit einem Freundschaftsspiel gegen die U20-Frauen von Werder Bremen - und einen Besuch eines Frauen-WM-Spiels in Wolfsburg.
Projektbeteiligte und Zeitraum
Das Projekt umfasst einen Zeitraum von zwei Schuljahren und wird im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit Schülerinnen der Jahrgänge 9 bis 12 durchgeführt.
Voraussichtliche Kosten
Die Unterbringung und Verpflegung für die jeweiligen Aufenthalte werden über die Gastfamilien sichergestellt. Die Flug- und weiteren Programmkosten müssen über Sponsoren und Fundraising erbracht werden.
Kontakt
Helga Lowin (Helene-Lange-Schule)
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