Der Austausch nach Chile 2019/2020
Von unserer Schule aus ist es jedes Jahr möglich im 11. Jahrgang für ungefähr drei Monate einen Auslandsaufenthalt in Chile wahrzunehmen. Wir haben dort eine deutsche Partnerschule, die sich in Viña del Mar befindet. Letztes Jahr haben eine weitere Schülerin (Caroline Bönisch) und ich (Charlotta Wohlert) diesen Aufenthalt wahrgenommen und sind Ende August von Hamburg über London nach Santiago (Hauptstadt von Chile) geflogen.
Am Flughafen wurden wir jeweils von unseren Austauschülerinnen und Familien abgeholt, bei denen wir für die nächsten drei Monate gelebt haben. Um in den Ort zu kommen, wo wir gelebt haben, mussten wir mit dem Auto noch eine Stunde fahren. Die Städte Viña del Mar und Valparaíso liegen direkt neben einander am Meer und haben beide eine zugängliche Strandpromenade, welche wir in der Zeit auch häufig besucht haben. Meine Austausschülerin lebt in Quilpué, einem kleinern Ort ein wenig weiter im Inland. Von dort aus ist man mit der Metro eine halbe Stunde ans Meer und ins Zentrum von Valparaíso gefahren.
Nach ein bis zwei Wochen waren wir beide auch gut in der Familie angekommen und man kam immer mehr in einen Alltag rein. Wir mussten beide morgens mit zur Schule, jedoch hatten einige Klassen sehr viel Unterricht auf Deutsch und teilweise konnten wir sehr viel verstehen. Außerdem durften wir jeden Tag den Unterricht um ein Uhr verlassen, um unseren freien Nachmittag selbst zu gestalten. Die anderen Schüler hatten meistens bis 17 Uhr Schule. Bis Mitte September waren noch einige Austausschülerinnen aus anderen Städten von Deutschland vor Ort, die jedoch alle dann zusammen abgereist sind und so waren wir beide die letzten vor Ort.
Nach der Schule sind wir häufig in die Stadt gefahren, um dort etwas zu essen, uns an den Strand zu setzen oder auf kleinen Märkten einkaufen zu gehen, den sogenannten Ferías. An den Wochenenden wurde im besten Fall viel Zeit mit der Familie verbracht. Ich habe anfangs viele kleine Ausflüge mit ihnen gemacht, auch nach Valparaíso und nach Viña del Mar. Ende Oktober hat meine Familie mit mir sogar einen Urlaub gemacht.
Mit dem Flugzeug sind wir von Santiago aus in die Atacamawüste geflogen. Dort haben wir ein paar Tage in dem kleinen Ort San Pedro gewohnt. Eigentlich bestand der Ort nur aus einer Straße, an welcher es einige Restaurants und kleine Geschäfte gab. Alle Häuser wirkten sehr alt und waren aus Lehm gebaut. Die Atacamawüste selbst ist die trockenste Wüste der Welt und sehr sehenswert. An einem Tag haben wir eine Tour über die verschiedensten Punkte der Wüste gemacht. Es war die ganze Zeit über ein wenig kühl, jedoch hat sich es auf jeden Fall gelohnt. Wir sind einige Stunden lang unterwegs gewesen und haben an unterschiedlichen Orten von einem Tourguide Informationen zu der Wüste angehört. Es war sehr beeindruckend. An einem anderen Tag sind wir morgens um vier Uhr auf den 4280 Meter hohen Vulkan „el Tatio“ gefahren, die Temperatur betrug ungefähr -15 Grad und trotzdem war das Nebensache. Aus dem Boden des Vulkans schossen an vielen verschiedenen Stellen meterhohe Dampfsäulen heraus. Im direkten Gegensatz dazu haben wir am nächsten Tag eine Therme besucht, welche eine Wassertemperatur von 35 Grad hatte. Ein wenig wie in einem Whirpool.
Den ganzen Urlaub konnten wir noch schön genießen, danach hat sich die Lage in Chile um einiges verschlechtert. Aufgrund der Erhöhung von Metropreisen begannen Tausende von Menschen auf die Straße zu gehen und dagegen zu protestieren. Dies passierte jedoch nicht friedlich, sondern mit viel Gewalt, Bränden und Plünderungen. In Chile leben sehr viele Menschen mit sehr wenig Geld und müssen bei den aktuellen Preisen häufig die Hälfte ihres Gehaltes nur für die Anreise zur Arbeit wieder ausgeben. Das beschreibt nur einen kleinen Teil der Ungerechtigkeiten unter den Bevölkerungsschichten in Chile, diese sind enorm und deshalb eskalierte die Situation in rasanter Geschwindigkeit. Schon am zweiten Tag der Proteste war es nicht klar, ob wir aus unserem Urlaub noch zurückreisen könnten, da die Flughäfen und besonders die Stadt Santiago selber von riesigen Protesten betroffen waren. Aufgrund der privilegierten Familien, die auf die deutsche Schule gehen, waren unsere Familien nicht von den Ungerechtigkeiten betroffen. Wir wohnten sicher und in einem abgeschlossenen Viertel, dennoch wurde nach kurzer Zeit die Schule für einige Zeit geschlossen und es wurde nach 20 Uhr eine Ausgangssperre ausgehängt. Mit der Zeit wurden die Proteste immer lauter und gefährlicher, sodass auf den Straßen Militär mit Waffen herumlief und man häufig großen Respekt vorm Rausgehen hatte. Meine Familie hat sich große Mühe gegeben mir trotzdem eine sehr schöne Zeit zu gestalten und das ist ihnen auch sehr gelungen. Auch wenn der Aufenthalt aufgrund der Proteste ein wenig eingeschränkt war, würde ich ihn sofort wiederholen und erneut hinfliegen. Auch die drei Monate, die meine Austausschülerin zu uns nach Hause kamen, waren auf jeden Fall eine Erfahrung wert! Wir haben ihr versucht so viele Eindrücke wie möglich zu geben und waren an viele verschiedenen Orten mit ihr.
Hier sind noch einige Bilder von der Zeit und meiner Familie. Charlotta, 11 B.
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